Frankreich-Tour 2008
9. Tag |
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04 Aug 2008 110 km 2.915 Hm |
Embrun → Col du Parpaillon → la Condamine-Châtelard → St.Paul-sur-Ubaye → Guillestre → Embrun Fahrzeit: 7h 04min Schnitt: 15,8 km/h |
Info Höhenprofil |
Mit dem Col du Parpaillon (2.645 m) steht heute ein weiteres Highlight an. Dieser Schotterpass war einer der Eckpunkte meiner Tourplanungen. Erwartungsfroh mache ich mich gegen 8.00 Uhr ohne Gepäck auf den Weg. Das Wetter ist, wie an den vergangenen Tagen auch, wie gemalt für solche hochalpinen Offroadtouren.
Nach 5 km Einrollen beginnt der lange Aufstieg. Ich wähle die Variante über le Coin, welche schon mal einen happigen Auftakt darstellt. Nach kurzer Abfahrt stoße ich auf die D39, welche entlang der Crévoux auf den nächsten 7 km weiter steil empor nach la Chalp führt. Zwei junge Holländer überholen mich alsbald auf ihren Rennrädern. Wollen die mit diesen fragilen Gefährten wirklich bis ganz hoch zum Parpaillon? Noch ist es hier eine astreine Asphaltstraße, aber auf dem Schlussteil sieht es anders aus. Ich hänge mich für ein Stück mit dran an die trainierten Burschen, lasse sie dann aber ziehen.
Mit la Chalp (1.665 m) ist der letzte Ort vorm Pass erreicht. Er liegt auf einer kleinen Hochebene, es folgt nun ein erholsamer flacher Kilometer. Am Ende der Ebene überquere ich die Crévoux, nun steigt die jetzt schmale Straße wieder stark an. Noch immer fahre ich auf Asphalt, wann kommt endlich die Schotterpiste? An der Pont du Réal (1.858 m) ist es dann soweit. Noch gut 8 km und knapp 800 Hm Piste sind ab hier bis zum Col du Parpaillon (2.645 m) noch zurückzulegen. Nach wenigen Metern kommen meine beiden Begleiter von vorhin ihre Rennräder tragend den Weg heruntergelaufen. Mit ihren 23er Rennreifen sind sie dann doch kläglich gescheitert - grinsend fahre ich mit meinem robusten Reisepanzer an ihnen vorbei.
Schon bald merke auch ich - die Piste ist definitiv nicht rennradtauglich. Vor allem die ersten Kilometer im noch bewaldeten Teil sind in einem miserablen Zustand. Für mich aber nicht das große Problem, natürlich komme ich nur sehr langsam voran. Hat aber auch seine gute Seite, denn die respektable Steigung der Piste von 9-10 % fordert mich durch das sehr gemächliche Tempo kaum. Auf der Straße kann ich an Steigungen sonst selten meinen sportlichen Ehrgeiz zügeln, so dass ich wohl fast immer einen Tick zu schnell und über meine Verhältnisse fahre.
Nach der Baumgrenze bessert sich der Zustand der Naturstraße geringfügig. Die einsame Fahrt durch eine grüne Hochgebirgswiesenlandschaft ist jetzt einfach traumhaft. Was für ein großartiges Panorama, was für ein tolles Wetter. Immer wieder halte ich Ausschau, ist der Scheiteltunnel schon irgendwo da oben zu entdecken? Doch ich muss mich noch gedulden, erst nach der letzten Kurve rückt er plötzlich ins Blickfeld - Geschafft!
Doch die nächste Prüfung wartet - die Durchfahrung des 520 m langen, für seinen katastrophalen Zustand berühmt-berüchtigten Scheiteltunnels. Ohne Licht gehe ich das Abenteuer in dem stockfinsteren Tunnel an, und sehr wohl fühle ich mich dabei nicht. An normales Fahren ist nicht zu denken. Mir bleibt nur folgende Technik: ein Beinchen runter und stückweise abstoßen. Damit komme ich ganz gut durch, nur einmal landet mein Fuß in einer der tiefen Pfützen. Einigermaßen erleichtert erreiche ich schließlich das Südportal.
Nun geht es rein in die gut 17 km lange Abfahrt ins Ubayetal! Die ersten 10 km sind ebenfalls raue Naturstraße, wenngleich in einem etwas besseren Zustand als auf der Nordseite. Dennoch - es ist eine ziemliche Folter hier mit beständig gezogenen Bremsen herunter zu schleichen. Kostet viel Konzentration und Bremsgummi. Erst die letzten Kilometer sind endlich wieder asphaltiert, sie bringen mich steil hinunter nach la Condamine-Châtelard (1.286 m).
Meine Tagesrunde muss nun noch komplettiert werden. Es soll die schwierige Variante werden, also weiter das Ubayetal hinauf und dann über den Col de Vars (2.109 m) zurück ins Durancetal. Diesen Pässeklassiker der Route des Grandes Alpes kenne ich schon von meiner Tour 2001. Das im ersten Teil einfache Profil ist mir daher vertraut, zügig komme ich hier voran. Die letzten 5 km ab Mélezen sind deutlich steiler, erschwerend kommt noch ein lebhafter Gegenwind dazu.
Nach der Abfahrt folgt wie gestern noch der Abschnitt Guillestre - Embrun. Heute bleibe ich am linken Flussufer der Durance, welche die deutlich bessere Variante ist. Ein wenig kann ich jetzt noch am Schnitt arbeiten, trotzdem kann ich letztlich nicht einmal die 16 km/h-Marke erreichen. Das ist mir ohne Gepäck noch nie untergekommen. Liegt wohl vor allem an der Abfahrt vom Col du Parpaillon.
(Computer: Strecke 110,58 km / Fahrzeit 7:04:57 h / Durchschnitt 15,82 km/h / Gesamt 25.990 km)