Frankreich-Tour 2001
9. Tag |
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17 Jul 2001 96 km ca. 1.580 Hm |
Vizille → le Bourg-d'Oisans → l'Alpe-d'Huez (1.850 m) → le Bourg-d'Oisans → Vizille | Info Höhenprofil |
Schon ziemlich früh mache ich mich auf nach le Bourg-d'Oisans - bei der heutigen Tour de France-Etappe steht der legendäre Schlussanstieg von diesem Ort hinauf zur Skistation l'Alpe-d'Huez auf dem Programm - und ich muss natürlich dabei sein.
Schon die 35 km bis le Bourg-d'Oisans fahre ich in zahlreicher Begleitung von anderen Radlern (größtenteils Rennradler), noch viel enger wird es dann im eigentlichen Anstieg. Auch an normalen Tagen sind dort immer viele Radler unterwegs und man findet stets einen Partner um ein kleines Rennen zu fahren. Heute sind es noch viel mehr "Gegner" und auch ich versuche in dem dichten Zuschauerspalier möglichst schnell zu sein. Mir gelingt es die 13 km lange Steigung mit den 21 durchnummerierten Serpentinen in einem Schnitt von etwa 11-12 km/h hinaufzufahren und dabei sehr viele Mitradler zu überholen. Unglaublich wenn ich darüber nachdenke, dass die Radprofis hier in wenigen Stunden mit deutlich über 20 km/h hochfahren werden (den Rekord für die 14,1 km hält Marco Pantani seit seinem Etappensieg von 1997 mit einer Zeit von 37min 35s, Schnitt 22,5 km/h).
Ganz bis zum Zielstrich komme ich nicht, die letzten 500 m sind bereits abgesperrt. Ich fahre wieder ein Stück nach unten und warte schließlich etwa 4 km vor dem Ziel auf das Peleton. Hier haben deutsche Radsportfans einen Fernseher in ihrem Auto aufgebaut, um den sich eine Menschentraube bildet um die laufende Etappe zu verfolgen. Einige Sportprominente verkürzen mir die Wartezeit bis zur Ankunft der Radprofis. Ein Teamwagen vom Team Telekom mit Olaf Ludwig parkt einige Zeit an meinem Standort, auch der Triathlet Lothar Leder steht mit dabei und beantwortet Fragen der deutschen Fans und gibt Autogramme.
Nach der bei den Fans beliebten Werbekarawane dauert es noch einige Zeit bis die Radprofis eintreffen. Als Erster schießt der Amerikaner Lance Armstrong an mir vorbei. Er beweist damit heute wieder eindrucksvoll seine Stärke. Jan Ullrich hat an meinem Standort noch Beloki und Moreau im Schlepptau, am Ende kommt er als alleiniger Zweiter oben an mit einem Rückstand von 2,00min. Eine wirklich tolle Leistung von ihm, dennoch ist es heute ein Klassenunterschied zu Lance Armstrong.
Von der Atmosphäre hier bei der Tour de France bin ich begeistert. Es ist ein friedliches Miteinander von Fans (im Gegensatz zu manchen Fußballspielen mit seinen fragwürdigen Fangruppen) aus vielen Nationalitäten, welche die großen Leistungen der Profis honorieren. Da werden alle angefeuert und unterstützt, gerade auch die "Nachzügler".