Alpen-Tour 2002
8. Tag |
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09 Jul 2002 86 km 735 Hm |
Andermatt → St. Gotthard-Paß → Airolo → Faido → Biasca → Castione → Roveredo | Info Höhenprofil |
Es sollte heute ja eigentlich ein etwas leichterer Tag werden. Aber in der langen Abfahrt nach dem St. Gotthard-Pass blies wieder einmal ein heftiger Gegenwind. Somit konnte von Erholung nicht wirklich die Rede sein.
Aber zuerst steht heute morgen der St. Gotthard-Pass (2.108 m) auf dem Programm. Es ist der wohl bekannteste Alpenübergang, vielleicht auch durch die sehr zentrale Lage. Ich fahre eigentlich nur den oberen Teil des Passes ab dem etwa 1.500 m hoch gelegenen Urserental. Wenn man aus nördlicher Richtung den Pass anfährt, ist vor Andermatt die Schöllenenschlucht zu durchfahren. Das muss wohl auch vor allem ein straßenbauliches Highlight sein. Vielleicht werde ich auch diesen Abschnitt irgendwann befahren.
Heute stehen aber "nur" die etwa 9 km Passstraße ab Hospental an. Das sind für heute die einzigen anspruchsvollen Kilometer und ab dem St. Gotthard-Pass geht es nur noch bergab. Aus diesem Grund lasse ich mich wieder einmal zu schneller Fahrt verleiten. Zwei weit vor mir fahrende Radtouristen habe ich wenig später eingeholt und rausche an ihnen vorbei. Nicht anders ergeht es der historischen Postkutsche zu Pferde und zwei weiteren Radtouristen. Das Ehepaar erkenne ich wieder, sie waren heute lange vor mir vom Zeltplatz in Andermatt gestartet. Rund 3 km vor der Passhöhe teilt sich die Straße. Ich nehme natürlich die alte kleingepflasterte Straße. Auf dieser sehr schmalen, kaum noch befahrenen Straße, überwinde ich die letzten Kilometer bis zum Pass.
Aufgrund der Kälte verweile ich nur kurz auf der Passhöhe. Dann geht es in die Abfahrt auf der Südrampe des St. Gotthard. Auch hier gibt es zwei Varianten. Das sind zum einen die neuere großzügig angelegte Umgehungsstraße und zum anderen natürlich die berühmte alte Route. Diese heißt Val Tremola (Tal des Zitterns), weil sie noch heute stark von Lawinen und Steinschlag gefährdet ist. Es ist ein irres Gekurve durch die 24 zum Teil unmittelbar übereinander liegenden Kehren. Auf die kleinen Pflastersteine der Straßendecke sind die Namen bekannter Radprofis gepinselt. Das ist anscheinend der diesjährigen Tour de Suisse zu verdanken, bei welcher der St. Gotthard-Pass zu überfahren war.
In Airolo ist die beeindruckende Abfahrt beendet und damit auch das Tessin erreicht. Der Talkessel ist vollgebaut mit einem unübersichtlichem Gewirr von Straßen. Hier treffen die beiden Passstraßen und auch die durch den St. Gotthard-Tunnel führenden Autobahn und Eisenbahn wieder zusammen.
Für mich geht es weiter flussabwärts durch das Valle Leventina. Die Straße fällt stetig ab. Trotzdem habe ich wegen des schon erwähnten erheblichen Gegenwindes einigermaßen zu kämpfen. Nach 50 km Abfahrt bin ich unten im Tal auf nur noch ca. 300 m Meereshöhe angekommen. Dort unten ist es auch heute sehr heiß. Die Ortsnamen lassen es zwar schon vermuten, trotzdem bin ich verwundert, das hier im Tessin italienisch gesprochen wird. Ich hatte noch nicht gewusst, dass es in der Schweiz auch italienischsprachige Regionen gibt. Italienisch wird auch auf dem Campingplatz in Roveredo gesprochen, wo ich mich alsbald in den Pool stürze.
Leider sieht es am Abend dann wettermäßig nicht mehr so gut aus. Es ziehen immer mehr Wolken auf.