Alpen-Tour 2002

Tag 9

10. Tag

Tag 11
11 Jul 2002
103 km
gefahrene Höhenmeter 2.105 Hm
Campodolcino → Chiavenna → Castasegna → Malojapass → St. Moritz → Pontresina → Berninapass → Poschiavo → li Curt Info
Höhenprofil

Heute starte ich erst um 10.30 Uhr. Bis dahin zwingt mich der seit heute Morgen immer wieder einsetzende Regen zu diesem zögerlichen Aufbruch. Normalerweise würde ich gut eine Stunde eher losfahren.

Als sich dann das Wetter erfreulicherweise zusehends bessert, geht es mit einer rund 13 km langen Abfahrt ins nur noch 325 m hoch gelegene Chiavenna los. Auch heute ist jedoch nur der Start so leicht, denn im weiteren Tagesverlauf will ich zwei weitere Alpenpässe überfahren. Gleich in Chiavenna beginnt die Anfahrt zum Malojapass (1.815 m). Ich halte mich nach Westen und fahre das Val Bregaglia hinauf. Nach 10 km langer Fahrt mit eher mäßiger Steigung ist dann bald mit Castasegna wieder die Grenze zur Schweiz erreicht.

In Castasegna herrscht geschäftiges Treiben. Dort ist der Start für den Mountainbikeabschnitt im Rahmen der heutigen Etappe des Swisspower-Gigathlon 2002. Das ist ein Ausdauerwettkampf über insgesamt sieben Tage. Dabei sind beachtliche Distanzen in den Disziplinen Inlineskaten, Laufen, Schwimmen, Mountainbike, Rennrad und Rollifahren zurückzulegen. Die ganz Verrückten bewältigen das gesamte Programm als Solisten, die meisten starten aber in Teams.

An einer Tafel lese das Programm der heutigen 5. Etappe des Swisspower-Gigathlon ab. Zum Auftakt sind die heute früh nach 3km "Einschwimmen" und 20 km Inlineskaten mit dem Rennrad 129 km von Bellinzona nach Chiavenna gefahren. Und das auf der Route welche ich gestern gefahren bin, also mit dem sehr schweren San-Bernadino Pass und danach noch mit dem Splügenpass! Bereits gestern hatte ich dort immer wieder die schon aufgestellten Hinweisschilder für den Streckenverlauf gesehen. Danach ist dann das Mountainbiking zu absolvieren. Es sind 27 km von Castasegna bis zum Malojapass zu fahren. Wenn dabei auch Abschnitte auf der Straße geplant sind, würde ich sie vielleicht noch einmal sehen. Als krönender Abschluss müssen die Gigathleten noch mal locker 25 km von Maloja bis nach Samedan laufen! Für einen Solostarter wirklich eine bemerkenswerte Leistung, zumal an den anderen sieben Tagen ähnliche Streckenlängen zu bewältigen sind. Der heutige Tagesabschnitt mit einer Gesamtdistanz von 199,5 km und insgesamt 4.840 zu fahrenden Höhenmetern wird aber wohl zurecht als "Königsetappe" der gesamten Veranstaltung tituliert.

Auf meiner weiteren Fahrt künden zunächst nur eine Unmenge von Begleitfahrzeugen vom Swisspower-Gigathlon. Aus einigen erheben sich sogar Anfeuerungsrufe für mich. Die sind aber eigentlich erst für das Steilstück nach Vicosoprano nötig, denn bis dahin ist der Malojapass nicht sonderlich schwer. Nach Vicosoprano geht es dann noch mal etwas flacher dahin, bevor hinter Casaccia die letzte Steilstufe hinauf zum Malojapass und ins Oberengadin zu bewältigen ist. Dieser etwa 3 km lange und im Schnitt ca. 8,5 % steile Abschnitt wird auch von den Gigathlon-Mountainbikern befahren. Die zahlreichen Zuschauer animieren auch mich zu schneller Fahrt. Einer der Mountainbiker hat sogar Schwierigkeiten mich mit meinem vollbeladenen Fahrrad einzuholen.

Oben angekommen folgt diesmal keine Abfahrt. Es geht ganz flach an den herrlichen Engadiner Seen entlang und über Sils und Silvaplana habe ich schnell St. Moritz erreicht. Die Hotelburgen wirken schon sehr mondän in diesem Ort der Reichen. Danach geht es schon bald wieder bergan in Richtung Berninapass (2.328 m). Zum Glück weist die von mir heute befahrende Westrampe kein allzu schweres Profil auf. Die Ausgangshöhe vom Oberengadin ist ja auch schon ziemlich hoch (1.725 m). Ein scharfer Gegenwind erschwert aber besonders im oberen Teil die Fahrt, so dass ich am Pass ziemlich kaputt bin.

Die Südrampe des Berninapasses ist hervorragend ausgebaut. Ich kann es daher auf der Abfahrt hinunter ins italienischsprachige Puschlav ganz im Gegensatz zu gestern wieder richtig laufen lassen. Von dieser Seite angefahren ist es bestimmt auch ein hammerschwerer Pass, aber nicht so spektakulär wie andere. Ich übernachte auf dem Zeltplatz in li Curt. Das liegt gleich hinter Poschiavo, dem Hauptort des Puschlav. Ich habe noch nie einen besseren Campingplatz gesehen. Mit 12 Euro (1 Person + Zelt) preislich zwar nicht gerade ein Sonderangebot aber dafür herrlich angelegt und mit vorzüglichen sanitären Anlagen ausgestattet.