Alpen-Tour 2002
15. Tag |
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16 Jul 2002 65 km 1.070 Hm |
Canazei → Passo Pordoi → Arabba → Campolungosattel → Corvara → St. Martin in Thurn → St. Lorenzen | Info Höhenprofil |
Die schlechten Wetterprognosen sind eingetroffen. Es ist richtig kalt (14 °C) und der Regen wird wohl nicht lange auf sich warten lassen. So richtig habe ich keine Lust loszufahren, aber es muss ja weitergehen.
Zu Beginn drohen mir keine Probleme mit den niedrigen Temperaturen, denn es gilt gleich zum Passo Pordoi (2.240 m) hochzufahren. Das sind etwa 13 km Anstieg, bei dem mir wohl entsprechend warm werden wird. Aber weit komme ich nicht. Bereits nach 5 km zwingt mich der immer stärker einsetzende Regen zum Einkehrschwung ins Hotel Lupo Bianco. Dort harre ich erst einmal auf Wetterbesserung hoffend aus. Zunächst schwindet diese Hoffnung immer mehr, es hat sich total zugezogen und mittlerweile gießt es richtig. Von den Bergen ist absolut nichts zu sehen. Über solches Wetter kann ich nur den Kopf schütteln - zum Glück aber hinter der Fensterscheibe in der warmen Gaststube.
Erst geschlagene drei Stunden später und 5,60 Euro ärmer ist an eine Weiterfahrt zu denken. Zwischenzeitlich hatte ich mich schon mit dem Gedanken angefreundet, wieder umkehren zu müssen und noch einen weiteren Tag in Canazei zu bleiben. Aber als der Regen endlich aufhört fahre ich dann doch mit zügigem Tempo (etwa 10 km/h) hoch zum Pordoi. Schon gestern bin ich ja den Pass auf dieser Seite runtergefahren und hatte die zahlreichen von den Radsportfans des Giro de Italia 2002 auf die Straße gepinselten Namen der Radprofis gesehen. Vor allem Matthias Kessler vom Team Telekom scheint in dieser Hinsicht besonders eifrige Fans zum Giro mitgebracht zu haben. Immer wieder erscheint die Aufschrift "Matze" auf der Straße. Jens Heppner hatte ja auf dieser Etappe mit Ziel in Corvara nach zehn Tagen sein Rosa Trikot abgeben müssen, als er seine Konkurrenten hier am Pordoi ziehen lassen musste.
Schon bald bin ich oben und nach der Abfahrt scheint in Arabba plötzlich sogar kurz die Sonne. Aus den bekannten Wettergründen konnte ich das Hotel Lupo Bianco erst gegen 13.15 Uhr verlassen. Wegen der fortgeschrittenen Zeit entschließe ich mich für den kürzeren Weg nach Bruneck, also die Route über den Campolungosattel und dann weiter über Corvara und das Gadertal. Das sind insgesamt für heute nur etwa 60 km. Die sollten heute noch bequem zu schaffen sein.
Der Anstieg von Arabba zum Campolungosattel ist zwar nur 4 km lang, aber ich habe trotzdem ein paar Schwierigkeiten da er ganz schön steil ist. Ab der Passhöhe geht es dann nur noch bergab. Erfreulicherweise wird auch das Wetter im weiteren Tagesverlauf immer besser. So kann ich den letzten Teil im kurzen Radshirt absolvieren, woran heute Vormittag wirklich nicht zu denken war. Auf dem nicht gerade billigen Zeltplatz (15 Euro) von St. Lorenzen ist dann sogar bestes Badewetter angesagt. Die Gäste tummeln sich im Swimmingpool. Ich stelle eilig mein Zelt auf und will mich dazugesellen. Natürlich wird nichts daraus - es fängt wiederum an zu regnen. Mittlerweile kann ich bald nicht mehr darüber lachen.