Alpen-Tour 2002
9. Tag |
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10 Jul 2002 87 km 2.527 Hm |
Roveredo → Mesocco → San Bernadino → Passo del San Bernadino → Splügen → Splügenpass → Campodolcino | Info Höhenprofil |
Meine Befürchtungen hinsichtlich des Wetters sollten im sich Tagesverlauf leider bewahrheiten. Nach der Abfahrt vom San-Bernadino-Pass bin ich zum zweiten Mal auf meiner diesjährigen Tour völlig durchnässt.
Dabei sieht es am Morgen noch sehr gut aus. Bei überraschend schönem Wetter mache ich mich auf, weiter das Valle Mesolcina hinaufzufahren. An dessen Ende ist der Passo del San Bernadino (2.065 m) zu überqueren. Bis dahin sind etwa 42 km zu fahren und wiederum eine gewaltige Höhendifferenz zu überwinden. Auf den ersten 18 km sind aber erst mal nur etwa 300 Höhenmeter zu erklettern. Das ist kein nennenswerter Anstieg. Ich beginne mich schon zu wundern und frage mich, wann es endlich ernst wird mit der Steigung. Je leichter es hier unten ist, desto schwerer muss es ja auf dem zweiten oberen Teil sein.
Nach Soazza komme ich dann aber sehr schnell ins Schwitzen und merke, dass heute wirklich wieder eine richtige Passstraße zu fahren ist. Die Straße steigt gewaltig an, und schon nach wenigen Kilometern lege ich in Mesocco erst mal eine Verschnaufpause ein. Noch immer sind von hier aus bis nach oben ca. 1.200 Höhenmeter zu meistern. Eine Vorstellung von dem was mir nach bevorsteht bekomme ich nach Mesocco. Dort sehe ich, wie sich die Autobahn weiter in langen Kurven die Südhänge hinaufschraubt. Auch die von mir befahrene Landstraße zieht weiter teilweise sehr steil nach oben. Vor allem bis San Bernadino, einem Ort auf etwa 1.600 müNN gelegen, ist der San-Bernadino-Pass sehr anspruchsvoll. Ab San Bernadino sind es immer noch etwa 8 km - und ca. 4 km vor der wenig spektakulären Passhöhe setzt dann ein ausgiebiger Regenschauer ein.
Erst auf der äußerst kurvenreichen Abfahrt geht es aber richtig mit dem Regen los. Obwohl ich sehr langsam hinabfahre bin ich doch nach kurzer Zeit völlig durchnässt. Unmittelbar nach der Abfahrt stürze ich mich kurz vor Hinterwassern gleich in die erste Kneipe, um mich etwas zu Trocknen und Aufzuwärmen. Erst nach 2h fahre ich weiter. Da hört der Regen zwar endlich auf, trotzdem bleibt der Himmel total wolkenverhangen.
Obwohl durch die erzwungene Pause die Zeit schon sehr fortgeschritten ist, entschließe ich mich dafür, doch mein ursprünglich geplantes Tagespensum noch zu verwirklichen. Ich will noch über den Splügenpass nach Italien fahren. Eigentlich bin ich ja auch dazu gezwungen in Italien zu nächtigen. Durch meine unplanmäßige Rechnung in der Kneipe (2x Schwarzen Tee und Spagetti Bolognese) sind meine Schweizer Franken fast aufgebraucht. Schnell bin ich in Splügen und nehme den Splügenpass (2.113 m) in Angriff. Wie gestern am St. Gotthard-Pass ist es aber nur ein Teil der Nordrampe dieses Passes. Weiter talabwärts in nördlicher Richtung ist die bereits die berühmte Via Mala, eine bis zu 600 m tiefe Felsenschlucht, von der Straße zu bezwingen.
Für mich sind heute hingegen "nur" die 9 km und 17 Kehren ab Splügen zu fahren. Auf der Passhöhe ist dann auch wieder die italienische Grenze erreicht. Kurz nach der Passüberquerung liefert der Lago di Monte Spluga (1.900 m) bei der abendlichen Gewitterstimmung ein schönes Panorama. Die weitere Abfahrt hinunter bis Campodolcino ist dann ungemein spektakulär. Die Straße schlängelt sich über Girlanden, sehr enge Kehren und mehrere Tunnelstrecken an steilsten Berghängen hinab. Wirklich unglaublich was die Straßenbauer hier geleistet haben.
In Campodolcino angekommen bin ich froh, den Tag einigermaßen trocken überstanden zu haben. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit lag heute übrigens bei nur etwa 13 km/h! Eigentlich auch nicht verwunderlich. Das Profil war wirklich sehr schwer und selbst auf den kurvenreichen und regennassen Abfahrten konnte ich zum Teil nur in Schrittgeschwindigkeit fahren.