Pyrenäen-Tour 2012
Sehr positiv - nach drei grauen Tagen ist das schöne Wetter wie vorhergesagt zurück.
Zu Beginn rein nach Montréjeau, wo ein großer Sonntags-Trödelmarkt im Gange ist.
Lange Zeit fesselt der mich nicht, also weiter mit meiner geplanten Route ins Garonnetal hinunter und dann auf einer kleinen Nebenstraße über Burs weiter zum Col de la Hountarède.
Die Straße steigt anfangs sehr steil an.
Eine echt grimmige Rampe, die noch vor Burs an einem schönen Aussichtspunkt endet.
Erstaunt bin ich, dass die Strecke reichlich mit gelben Tour-de-France-Wimpeln geschmückt ist.
Offenbar sind die Fahrer vor drei Tagen auf der 17. Etappe (Bagnères-de-Luchon → Peyragudes | 143,5 km) hier lang gefahren, muss aber die andere Richtung gewesen sein.
Die Etappe verfolgt mich.
Schon gestern bin ich ja dem Kurs dieser Etappe mit dem Abschnitt Col de Peyresourde → Port de Balés für ein Stück in umgekehrter Richtung gefolgt.
Und am Col du Soulor hatte ich zwei Tage zuvor in einem Restaurant das Etappenfinale live am Fernseher verfolgen können.
Côte de Burs - Blick u.a. zur Kathedrale von Saint-Bertrand-de-Comminges | Les Bordes-sur-Lez - vorn der Abzweig zum Col de la Core | Lac de Bethmale - der kleine Abstecher von der Core-Passstraße lohnt |
Auch heute folge ich noch ein gutes Stück retour dem Etappenverlauf.
Zunächst fällt die Straße ab Burs steil ab zum Col de la Hountarède.
Dann geht es erst mal wellig dahin.
Schönes Wetter, einsame Straßen, herrlich.
Ein erster längerer Anstieg folgt bald mit dem Col de Ares.
Die Steigung ist eher harmlos, ein klassischer 5 %-Rollerberg.
Deutlich ruppiger geht es da schon am Col de Portet d'Aspet zu.
Am Abzweig zum Col de Menté beginnt der Spaß, das Passinfoschild kündigt nun 4,4 km Anstieg bei veritablen 9,7 % im Schnitt an.
Während ich mich vor dem Schild stehend noch gedanklich darauf einstelle, kommt ein älteres Reiseradlerpaar an mir vorbei gerauscht.
Sie wollen den Schwung vom Menté in Richtung Aspet mitnehmen und würdigen das schöne Schild keines Blickes.
Wie kann man nur solche wertvollen Bergradelinfos ignorieren?
Ich nehme alsbald die "Verfolgung" der beiden auf und nach wenigen hundert Metern habe ich zu ihnen aufgeschlossen.
Am Denkmal für Fabio Casartelli halten wir an und kommen ins Gespräch.
Sehr sympathische Leute.
Sie kommen aus Neuseeland und sind zwei Monate von Madrid bis Nizza unterwegs.
Heute ist die letzte Pyrenäen-Bergetappe, teilt mir die Frau etwas erleichtert mit.
Nun ja - zumindest auf den nächsten Kilometern werden sie wohl noch einmal schwer zu keuchen haben.
Posing am Col de la Core | Seix - eine schöne Ortschaft im Couserans | Abendrotspektakel in St-Girons |
Ich verabschiede mich und kraxle den harten Anstieg nach oben.
Der nächste Stopp steht nach längerer Abfahrt dann in Castillon-en-Couserans an.
Ein Trödelmarkt blockiert hier die Durchfahrt durchs Zentrum, aber ein Bäcker hat zum Glück geöffnet.
Ich war schon wieder etwas in Versorgungsnot geraten...
Dann zum Col de la Core mit seinen immerhin 835 Höhenmetern.
Es ist eine herrliche Fahrt.
Etwa 5km vorm Pass liegt etwas abseits der Straße der malerische Lac de Bethmale.
Ich laufe hin, ein wunderbarer Platz für eine Pause.
Auf den letzten zwei Kilometern zum Pass gebe ich Vollgas.
Ich will mir ein Rennradlerpärchen schnappen, welches ein gutes Stück vor mir fährt.
Ganz am Anfang des Anstieges hatte ich sie schon einmal überholt, während meiner Pause am See sind sie wieder an mir vorbei gezogen.
Mir gelingt schließlich eine Punktlandung, denn buchstäblich auf dem Zielstrich rolle ich an ihnen vorbei.
Die Abfahrt ist ein Traum.
Eigentlich hatte ich geplant, nicht ganz bis Seix abzufahren, um noch ein paar Höhenmeter über den Col de Catchaudégué und den Col de Portet zu machen.
In Sentenac d'Oust zweigt die Straße dahin ab, wobei die ersten Meter doch eher an einen Feldweg erinnern.
Auf Rumpelpiste habe ich keine Lust, also doch runter bis Seix.
Damit habe ich die einfache Variante für das letzte Teilstück bis St-Girons gewählt.
Es geht jetzt nur noch leicht bergab.
Später am Abend springe ich noch in den Pool des Campingplatzes.
An solch eine abendliche Erfrischung war noch vor zwei Tagen absolut nicht zu denken, da hatte ich in Guchen ziemlich jämmerlich gefroren.
Computer:
Strecke 121,54 km | Fahrzeit 5:50:06 h | Ø 20,80 km/h | max. 59,00 km/h
Höhenmeter 2.354 m | Höhe max. 1.383 m | Steigung Ø 5 % | Steigung max. 16 %
Übernachtung:
Camping Le Parc de Palétès | 9,30 €