Pyrenäen / Cevennen 2014
Ich lasse es erstmal ruhig angehen und fahre auf einen Abstecher Richtung Cabo Higuer.
So richtig sehe ich dort nicht durch, verpasse irgendwie die richtige Abzweigung und bekomme das eigentliche Kap mit Leuchtturm dann auch gar nicht zu Gesicht.
Also zurück nach Hondarribia.
Bei der ersten Durchfahrt vorhin war es noch sehr ruhig, jetzt beleben sich die Strände aber bereits merklich.
In Hendaye herrscht dann bereits ein unangenehmer Menschenauflauf.
Ich erledige meinen obligatorischen Proviantkauf und lege am Strand gleich mal eine längere Pause ein.
Dort ist es herrlich, trotz den Menschenmassen.
Mittlerweile hat sich auch die Sonne wie erhofft durchgesetzt.
Der nächste Abschnitt über die Corniche Basque nach Ciboure ist ein Leckerbissen - eine grandiose Küstenstraße.
Es könnte allerdings etwas ruhiger sein, Autos sind hier mehr als genug unterwegs.
Die Landschaft macht das aber allemal wett.
In Ciboure noch mal kurzer Stopp am Strand.
Dann lasse ich den Atlantik hinter mir und kämpfe mich durch dichte Autoreihen aus dem Ort hinaus.
Den Weg für meinen geplanten Abstecher nach Spanien finde ich ohne größere Probleme.
Zwei Pässe kann ich so noch abarbeiten, bevor ich nach gestern zum zweiten Mal in Sare einrolle.
Heute kein Aufenthalt hier, schön ist es trotzdem.
Vor vier Tagen hatte ich auf dem Campingplatz in Urdos einen Bildband über ländliche Baustile in Frankreich durchgeblättert.
Unter anderem war stellvertretend für die baskische Fachwerkbauweise auch ein Bild von Ainhoa drin.
Ainhoa liegt fast am Weg, natürlich fahre ich hin.
Der Ort ist tatsächlich sehenswert, zählt mit Sicherheit zu den schönsten Fachwerkhaus-Dörfern der Region.
Ist auch unter den Plus beaux villages de France (Schönste Dörfer Frankreichs) gelistet.
Hinter Espelette steht dann die sportive Herausforderung des Tages bzw. eigentlich der gesamten Tour an - der Artzamendi.
Mit gehörigem Respekt gehe ich die Sache an.
Zurecht, denn nach halbwegs zivilem Auftakt folgen bald äußerste Steilstufen von über 20 %.
Der Kampf jedoch fast umsonst, denn ein Großteil der schönen Höhenmeter wird hinter Legarre per rasanter Sturzabfahrt wieder verschossen.
Erst jetzt beginnt der eigentliche Anstieg zum Berg.
Da es für mich eine Stichstraßenfahrt ist besteht die Chance, das Unternehmen Artzamendi ab hier ohne Gepäck anzugehen.
Wäre auf alle Fälle besser, denn was mich jetzt erwartet ist ein echter Hammeranstieg.
Da zählt dann doch jedes Kilo.
Ich gehe also das Risiko ein: Nehme Packtaschen, Zelt und Schlafsack ab, haue das Zeug irgendwo halbwegs versteckt in die Büsche und fahre nur mit Lenkertasche weiter.
Habe ich so auch noch nie gemacht.
Die Durchschnittssteigung auf diesen 7,7 km bis zum Gipfel klingt nicht so dramatisch (knapp 9 %).
Trotzdem zählt der Anstieg zur Kategorie mit gehobenem Anspruch.
Das liegt an den letzten 4 km, die sind wirklich verrückt.
Hier sind nicht weniger als 500 Höhenmeter Aufstieg zu nehmen und dabei ist im Mittelteil dieser Rampe sogar noch ein Flachstück drin...
Die Fahrt ist einfach traumhaft.
Hier passt wieder mal alles: Anspruch, Landschaft, Wetter.
Neben den Montsec d'Ares (Tag 3) das Highlight dieses Jahr.
Irgendwann reiße ich mich von Berg und Aussicht los und bremse mich mit meinen Felgen mitleidend wieder nach unten.
Zurück am Abzweig ist mein Gepäck zum Glück noch da.
Wieder mit der vollen Last geht es nun auf einer engen Schluchtenstraße entlang einem rauschenden Flüsschen weiter leicht bergab bis ins Tal der Nive nach Laxia.
Dies ebenfalls eine tolle Strecke und auch von den letzten zwanzig hügeligen Kilometern bin ich sehr begeistert.
Am Ende ein absolut genialer Tag, der mit einem herrlichen Sommerabend auf dem Campingplatz in Iholdy ausklingt.
Computer:
BIKE: 122,73 km | 6:03:28 h | Ø 20,26 km/h | max. 60,22 km/h
ALTI : 2.614 HM | max. 904 m | Ø 5 % | max. 21 %
ALTI : -2.479 HM | Ø -5 % | max. -18 %
Übernachtung:
Camping Le Lac | 13,80 €