Pyrenäen-Tour 2013
Wegen den unermüdlichen Herrschaften der Festumzugs-Blaskappelle war mir nur eine sehr kurze Nachtruhe vergönnt.
Trotzdem fühle ich mich soweit erholt, dass ich meine für heute geplante Extremi-Tour mit 3.500 HM auf nur 100 km tatendurstig angehe.
Die erste Schleife habe ich vorher mal etwas detaillierter ausgeplant, denn die Strecke ab Saint-Étienne-de-Baigorry über den Col de Urdanzia ist auf meiner Michelin-Karte nicht durchgehend drauf.
Ich habe ein paar Google-Maps-Ausdrucke dabei, und mit denen funktioniert die Orientierung wunderbar.
Es ist eine sehr schöne Strecke mit allerdings giftigen Steigungen.
Die ersten Kilometer ab Saint-Étienne-de-Baigorry sind noch einfach, aber ab einer vergammelten Orientierungstafel beginnt der Spaß.
Die nächsten 2 km sind höllenschwer (bis 19 %) und auch das Stück danach bis zum Zwischenpass Col d'Ahartza ist nicht gerade einfach.
Der letzte Teil ist herrlich und auch einfacher zu fahren.
Oben Pause, dann die Abfahrt.
Gerade hier hatte ich mit schlechter Straße gerechnet, aber zu meiner Überraschung ist es ein astreines Asphaltband.
An einer Pferdetränke dann eine nette Begegnung mit einem jungen Wanderer.
Er meint, ich könne am Wasserhahn der Tränke meine Trinkflaschen auffüllen.
Sehr dubios, aber ich gehe das Risiko ein und mache es.
Es ist eben wieder ein hochsommerlicher Tag und da kann man gar nicht genug Wasser vorrätig haben.
Col de Urdanzia | Herrliche Abfahrt vom Col de Urdanzia | Hier biegen die Jakobsweg-Pilger rechts ab Richtung Col de Bentarte |
Nach kurzer Fahrt im Tal bis Arnéguy folgt mit dem Col d'Arnostéguy der zweite Streich.
Der Standardweg geht über die D128 und Ondarolle.
Schon schwer genug und auch meine Wahl.
Man kann aber auch noch einen draufsetzen und sich an der "Diritissima" direkt ab Arnéguy versuchen.
Ist aber wohl eine fragwürdige Quälerei und mit Reisegepäck nicht zu empfehlen.
Die ersten einsehbaren Meter ziehen jedenfalls mit extremer Steigung nach oben, scheint mir nahezu unfahrbar.
Nach ein wenig Auf und Ab bis Ondarolle geht es dann auch für mich über etwa 8 km mit zum Teil unzivilen Steigungsprozenten zur Sache.
Ist schon heftig.
Lohnt sich aber unbedingt, denn die karge, fast baumlose Landschaft, die sich am Ende dieser Steilstufe oben ausbreitet hat schon einen besonderen Reiz.
Zumindest für mich.
Die letzten Kilometer bis zum Col d'Arnostéguy sind dann deutlich einfacher, zum Teil auch flach.
Für ein kurzes Stück folge ich bis zum Abzweig zum Col de Bentarte dem Jakobsweg.
Es ist aber nur ein einziger Pilgerer unterwegs.
Eventuell sind sie ja um 14.00 Uhr schon alle durch, von Saint-Jean-Pied-de-Port bis hier hoch ist es ja nicht so weit.
Dafür kommt eine Gruppe Jugendlicher im Pfadfinderoutfit vom Col de Bentarte herunter gerannt.
Blick vom Col d'Arnostéguy (1.236 m) zum Urkulu (1.416 m) |
Wunderbare grüne Pyrenäen-Bergwelt | Die letzte Rampe zum Plateau d'Iraty vorbei am Pico Arthaburu (1.156 m) |
Die steile Abfahrt vom Col d'Arnostéguy ins Nive-Tal will einfach nicht enden.
Mir wird schon ein wenig unwohl, wenn ich dran denke, dass ich diese ganzen Höhenmeter bei solcher Hitze wieder hoch muss zum Plateau d'Iraty.
Und der Anstieg ist dann auch besonders lecker (8 km | 860 Hm).
Für die allerletzte 18 %-Rampe muss ich dann auf den 22/32 Rettungsankergang zurückgreifen.
Eigentlich habe ich immer den sinnlosen Ehrgeiz, darauf zu verzichten.
Das Schlimmste ist nach 70 km nun geschafft.
Auf dem Plateau treffe ich einen Deutschen, der mit edlem Titanrad auf Tagestour unterwegs ist.
Er gibt mir mit auf den Weg, dass ich bei den steilen Abfahrten hier in der Gegend tunlichst aufpassen solle.
Sein Kumpel ist gestern bei einer solchen im Krankenhaus gelandet.
Na gut, ich weiß selber auch, dass man hier nicht mit ausgeschaltetem Hirn die Abfahrten runterkrachen sollte.
Der Rest des Tages ist verglichen mit den Hammeranstiegen vorher zwar fast schon harmlos, aber natürlich auch nicht ganz einfach.
Es geht wellig über das Plateau, dann hoch zum Col Bagargui, dann 800 Hm steil runter und zum Schluss wartet noch mal ein kleiner Wadenbeißer hoch nach Larrau.
Der Campingplatz dort ist wirklich super.
Heute war einer der gelungensten Tage der Tour, wirklich ein Erlebnis.
Ohne Zweifel aber der Anspruchsvollste.
Das zeigt allein schon ein Blick auf meinen Schnitt: 15,6 km/h sind für meine Verhältnisse eigentlich lachhaft.
Mehr war bei der Höhenmeterorgie aber nicht drin.
Computer:
BIKE: 101,22 km | 6:29:10 h | Ø 15,61 km/h (!) | max. 61,39 km/h
ALTI : 3.522 HM | max. 1.333 m | Ø 7 % | max. 19 %
ALTI : -3.090 HM | Ø -6 % | max. -16 %
Übernachtung:
Camping Ixtila | 7,21 €